Management Erpetal


Entwicklungszieltyp: Reichmoor, bewaldet

Ableitung des Entwicklungszieltyps nach folgenden Kriterien:

  • das Moor ist ein natürlicherweise eutrophes System, was sich in überwiegend hoch zersetzten Torfen (Nährstoffmobilisierung) widerspiegelt; des Weiteren wurden Nährstoffe vermutlich durch episodische Überschwemmungen der Flussaue eingetragen
  • die Torfe zeigen C/N-Verhältnisse von 11–16 (eutroph), die sekundär gebildeten, oberflächennahen Kalkmudden von 9–11 (eu- bis polytroph)
  • das Moor ist als Versumpfungsmoor (hydrogenetischer Moortyp) ein natürlicherweise eutrophes System
  • die oberflächennahen Torfhorizonte enthalten überwiegend Radizellentorfe, häufig mit Erlenholzbeimengungen, was auf ein dynamisches Mosaik aus Gehölzen und Rieden hindeutet, daher sind standorttypische Gehölze der Reichmoore als naturnah zu betrachten
  • der südliche Bereich zeigt mit den sekundär gebildeten Mudden eine besondere Bodenausprägung bezüglich der Wasserleitfähigkeit

Anpassungsmaßnahmen im GEK

Für das Einzugsgebiet der Erpe/Neuenhagener Mühlenfließ wurde ein Gewässerentwicklungskonzept (GEK) im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg erarbeitet (LUGV 2011), siehe auch: http://www.wasserblick.net/servlet/is/108967/

In diesem Rahmen wurden mögliche Maßnahmen für die Erreichung der Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie entworfen. Ein nachfolgendes Berliner Gutachten zur vorbereitenden Maßnahmenplanung diente der weiteren Differenzierung der Ergebnisse des GEKs für die Flussabschnitte im Berliner Gebiet („Alte Erpe“) (SenStadtUm 2013). Oberste Richtlinie der geplanten Eingriffe in Fluss und Aue soll demnach die Entfernung von künstlichen Profileinengungen der Erpe sein. Durch die Maßnahmen soll eine Annäherung eines für organisch geprägte Flüsse typischen Querprofils erreicht werden. Dazu sind in Berlin am Unterlauf strukturelle Veränderungen wie Profilaufweitungen und Totholzeinbringungen geplant. Im nördlich angrenzenden Abschnitt in Brandenburg soll ein mäandrierender Gewässerlauf entwickelt und die Sohle angehoben werden. Die vorgesehenen Maßnahmen hätten im Unterlauf voraussichtlich leichte Wasserstandsabsenkungen der Erpe zur Folge und das Hochwasser-Potential würde sich hier verringern (SenStadtUm 2013, Verleger et al. 2012).

Anpassungsmaßnahmen und Ökosystemleistungen

Vor dem Hintergrund der Sicherung von Ökosystemleistungen der Moore im Berliner Erpetal ist eine mögliche Wasserstandsabsenkung ein negatives Szenario. Dies wäre mit einer erhöhten CO2- und Stofffreisetzung durch Mineralisierung der organischen Bodensubstanz verbunden, die lokale Torfbildung käme zum Erliegen und der Fortbestand des Moorcharakters wäre durch die Ausbreitung dominanter Nicht-Moorpflanzen wie beispielsweise der Brennessel (Urtica dioica) gefährdet.

Die Moorbereiche nördlich der S-Bahntrasse weisen derzeit überwiegend moortypische Wasserstände auf und bieten ein Bündel von Ökosystemleistungen. Dagegen ist der Moorbereich südlich der S-Bahntrasse tiefer entwässert und ein weiteres Absinken der mittleren Wasserstände könnte den Zustand des Moores weiter schädigen und die Ökosystemleistungen mindern.

Die Wirkung sinkender Wasserstände auf die Ökosystemleistungen der Moore ist für den Teil südlich der S-Bahntrasse jedoch nicht eindeutig, da eine verbreitete hydrologische Begünstigung durch oberflächennahe und gering wasserdurchlässigen Kalkmudden vorliegt (siehe Transekt → Fallbeispiel Erpetal). Diese Mudde kann das Niederschlagswasser in Form von Stauwasser flurnah halten und so die Feuchtwiesenvegetation fördern. Kleinere Abzugsgräben und der Fanggräben am Moorrand sind aktuell noch entwässerungsaktiv. Letztere sollten, sofern sie in den mineralischen Untergrund einschneiden, vollständig mit degradiertem Torf aus der Umgebung verfüllt werden. Die Entwässerungswirksamkeit der Abzugsgräben im Zentrum können auch alternativ durch den Einbau von torfüberdeckten Holzspundwänden realisiert werden. Diese Maßnahmen können den Oberflächenabfluss vermindern und die Stauwasserhaltung und die Ökosystemleistungen von Teilbereichen unterstützen. Die Sicherung und Entwicklung der Großseggenwiesen, Feuchtwiesen und Grünlandbrachen hat bezüglich des Standortpotenzials Priorität, da durch eine regelmäßige Mahd seltene Pflanzen der kalkreichen Niedermoore und Pfeifengraswiesen (FFH-LRT 6410) gefördert werden können. Da das Moor insgesamt stark eutrophiert ist und daher die Großseggen sehr wuchskräftig sind, sollten die Flächen zweimal im Jahr gemäht werden (Juli und September/Oktober).

Die im GEK formulierte Renaturierung des Gewässerrandes auf dem Berliner Gebiet der Erpe ist ein zielgerichteter Maßnahmenvorschlag in dem Sinne eines naturnahen struktureichen Lebensraums. Das Ziel der Sicherung der Ökosystemleistungen der Moorböden auf dem Berliner Gebiet wird dadurch nicht bedient. Jedoch ist die wünschenswerte Vollvernässung der Moore im Erpetal aufgrund vieler zu berücksichtigender Interessen nicht realistisch. Daher sollte, ergänzend zu den Zielen des GEK, mit der dauerhaften Pflege und Entwicklung der Feucht- und Großseggenwiesen ein alternatives, auf die Biodiversität schwach entwässerter Moore (Feucht- bzw. Pfeifengraswiesen) ausgerichtetes Ziel verfolgt werden. Dazu ist eine dauerhafte Pflege der Flächen notwendig.