Management Krumme Laake

Entwicklungszieltyp: Torfmoosmoor

Ableitung des Entwicklungszieltyps nach folgenden Kriterien:

  • aus Altgutachten (Hueck 1925/26, 1942, Schlüter 1956, Succow 1975, 1988) geht hervor, dass fast die gesamte Moorfläche bis in die 1950er Jahre waldfrei und die heutige Bewaldung des Moores anthropogen bedingt ist/war
  • die oberflächennahen Torfe zeigen überwiegend Radizellen-Torfmoostorfe ohne Holzbeimengungen
  • die Torfe unterhalb des geringmächtigen Vererdungshorizontes sind überwiegend gering zersetzt, so dass bei Entwaldung mit Stubbenentnahme naturnahe trophische und bodenstrukturelle Bedingungen regeneriert werden können
  • der hydrogenetische Moortyp ist das (tiefe) Verlandungsmoor, so dass vor dem Hintergrund der großen Moormächtigkeit (Zentrum 5 bis 7,50 m) von einer großen Reaktionsfähigkeit auf Entwässerung durch die Oszillation der Mooroberfläche ausgegangen werden kann
  • die Ausprägung der Biotope zeigt noch verbreitet naturnahe mesotrophe Standortverhältnisse an, der nordwestliche Moorarm ist durch die Ausbreitung von Erlenbruchwäldern jedoch schon deutlich von Eutrophierung betroffen. Insgesamt ist das Potenzial zur Schaffung naturnaher trophischer Standortverhältnisse gut

In der Krummen Laake sind bereits Maßnahmen aus der Klimaschutzabgabe des Berliner Senats verwirklicht worden (Stiftung Naturschutz Berlin). Die Maßnahmen im östlichen Moorarm der Krummen Laake zielten auf die Auflichtung und die Reaktivierung der natürlichen Oszillationsfähigkeit des Moores. Durch die Entnahme von Bäumen, am Ostsaum inklusive Entfernung der Stubben, sollten die Licht- und Wasserverhältnisse für die naturnahen Torfmoosgesellschaften verbessert werden (http://www.stiftung-naturschutz.de/wir-foerdern/klimaschutzabgabe/krumme-laake/).

Diese Maßnahmen stützen die günstigen Entwicklungstendenzen der vergangenen Jahre. In den tiefer liegenden Bereichen der Mooroberfläche zwischen den Wurzeltellern der Bäume expandierten lokal Torfmoosbestände und zeigten wieder initiales Torfwachstum über den Streuhorizonten des sekundären standortfernen Moorwaldes. Da eine Grabenentwässerung fehlt, ist die Steuerung des Wasseraushaltes nur über Maßnahmen im Einzugsgebiet realisierbar.

Einerseits soll über den Waldumbau von naturfernen Kiefernforsten zu stabileren Mischwaldgesellschaften der Wasserverbrauch des Waldes reduziert werden. Mit dem Waldumbau, der sich in das Berliner Mischwaldprogramm eingliedert, wurde in den vergangenen Jahren bereits begonnen. Das Moor profitiert langfristig von höheren Grundwasserneubildungsraten in der unmittelbaren Umgebung. Da im NSG Krumme Laake/Pelzlaake nach wie vor ehemalige Kiefernforste das Waldbild prägen, kann von einem spürbaren hydrologischen Effekt ausgegangen werden, der vom Grüne Liga e.V. (2008) allgemein mit einem Plus von 800.000 Litern Trinkwasser pro Hektar und Jahr angegeben wird. Den „Sickerungsgewinn“ gegenüber den Sickerungsraten von 2004 beziffert das LUA (2004) für Nordostdeutschland auf 15–30 %.

Andererseits sind die Wasserfördermengen des Wasserwerks Friedrichshagen (F-Galerie) ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Grund- und Moorwasserstände in der Krummen Laake. Im Jahr 2012 hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt mit den Berliner Wasserbetrieben einen Zielwasserstand von 32,5 m ü. NHN im April jeden Jahres vereinbart (Holger Brandt, pers. Mitt., zit. nach Fischer 2012), der immer noch einer Absenkung von 70 cm gegenüber den Jahren 1902–1905 entspricht. Dieser Zielwasserstand ist aktuell ein guter Richtwert, der beim Ausbleiben von ausgeprägter Sommertrockenheit moorerhaltend wirkt. Im Falle von gezielten Maßnahmen wie Entwaldung werden positive Tendenzen der Moorbodenbildung und Revitalisierung typischer Moorgesellschaften, wie z. B. Torfmoos-Seggenriede unterstützt. Sollten gemäß den Szenarien für die Klimaentwicklung (PIK 2009) in den kommenden Jahren und Jahrzehnten die Grundwasserstände sinken, sollte das Wasserfördermanagement aus der Sicht des Moorschutzes angepasst werden, da die Moor- und Klimaschutzbelange in den strategischen Zielen des Landes Berlin (Berliner Strategie zur biologischen Vielfalt, StEP Klima, Klimaneutrales Berlin 2050) eine großes Gewicht besitzen.

Die Expansion der Erlenbruchwälder ist in Sauer-Armmooren wie der Krummen Laake problematisch, da die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) in Symbiose mit Wurzelknöllchen die Fähigkeit besitzt, Luftstickstoff (N) zu binden und den Moorstandort dadurch quasi irreversibel zu eutrophieren. Daher ist die Verhinderung der Erlenexpansion neben einem intakten Wasserhaushalt besonders zu beachten und regelmäßig zu kontrollieren. Die geplante Entfernung von jungen Erlen aus dem östlichen Moorarm ist eine wichtige ergänzende Maßnahme zur Baumentnahme, die hauptsächlich Birken (Betula spec.) und Wald-Kiefern (Pinus sylvestris) betrifft. Empfehlenswert ist die vollständige Entfernung der Wurzelstöcke, da die Erle eine großes Vermögen zum Wiederaustrieb besitzt.

Die Maßnahmenempfehlung des Entscheidungsunterstützungssystems DSS-WAMOS für die Renaturierung von Waldmooren in Deutschland entsprechen den projektierten bzw. umgesetzten Maßnahmen und bestätigen das Vorgehen bei der Renaturierung der Krummen Laake (www.dss-wamos.de).

Bezüglich der Ökosystemleistungen ist der extrem hohe Corg-Speicher der Krummen Laake (> 50.949 t bzw. > 2.590 t/ha) hervorzuheben. Ein aktuelles Risiko ist die schwache Vererdung bezüglich der Stofffilterleistung. Sowohl das Trinkwasser als auch das Gewässer der Krummen Laake sind durch mögliche Stoffeinträge (N, P, S) aus der Torfmineralisierung gefährdet. Besonders vor dem Hintergrund der schon recht hohen Sulfatbelastung (SO4) des Spreewassers bzw. Trinkwassers aus Uferfiltration (Gelbrecht et al. 2002) ist diese weitere SO4-Quelle unbedingt zu beachten. Das Potenzial für die Entwicklung eines naturnahen Moorlebensraums zur Inwertsetzung der Lebensraumleistung ist durch biotoplenkende Maßnahmen, besonders Baumentnahmen und Entkusselung, sehr groß.