Fallbeispiel Krumme Laake


Moorgenese

Das Moor „Krumme Laake“ entstand in einer Rinnenstruktur in den Talsanden des Berliner Urstromtales, die durch abfließende Schmelzwässer im Weichselspätglazial gebildet wurde und sich mit Grundwasser füllte. Der Grundwassersee stand vermutlich nacheiszeitlich noch in Verbindung zu Spree, Großer Krampe und Pelzlaake, wurde jedoch später durch Dünenzüge von allen oberflächigen Zu- und Abflüssen abgeriegelt (Hueck 1942, Zimmermann 1992). Ihre isolierte Lage, die Verbindung zum Hauptgrundwasserleiter sowie die Basenarmut der Talsande führten zur Verlandung der vier Buchten (heutige Moorarme) der Krummen Laake unter mesotroph-subneutralen Bedingungen (Succow 1988). Das zentrale Gewässer ist als Restsee des Verlandungsmoores erhalten geblieben.

Bild zum Transekt Krumme Laake

Im Bereich des untersuchten Transektes (Abbildung) im östlichen Moorarm erreicht das Moor eine maximale Mächtigkeit von 7,5 m. Der mineralische Untergrund der Rinne ist mit bis zu 2 m mächtigen Lagen aus Leber- und Detritusmudde ausgekleidet, die zu Beginn der Seeverlandung im offenen Gewässer sedimentiert wurden. Im unteren Bereich der Lebermudden ist häufig eine Schicht der Laacher Seetephra eingebettet, die im Alleröd vor etwa 12.900 Jahren abgelagert wurde (Hiss 2015). Bedingt durch Gefälleunterschiede verlief die Verlandung am Nord- und Südufer des östlichen Moorarmes nicht gleich. Am flacheren Nordufer kam es vermutlich schon frühzeitig zur Entwicklung eines Schilfgürtels und zum Aufwachsen einer bis 1,5 m mächtigen Schicht aus Schilftorfen im Wechsel mit Detritusmudden. Am steileren Südufer und im Zentrum bestand wahrscheinlich noch länger ein offenes Gewässer. Nach Ablagerung der Mudden am Grund wuchsen durch infraaquatische Torfbildung zuerst vorwiegend Braunmoostorfe, später durch Schwingtorfverlandung mit Seggengesellschaften zunehmend Radizellentorfe auf (Succow 1988). Mit Abschluss der Verlandung kam es oberflächlich zur Versauerung und Ausbildung von flachen Horizonten aus Übergangsmoortorfen, vorwiegend aus Torfmoosen mit Beimengung von Wollgras, Moosbeere, Blasenbinse u. a. Die durch Entwässerung ausgelösten Höhenverluste sind an der konkaven Oberflächenform und den sich randlich hochziehenden Moorresten erkennbar. Die Übergangsmoortorfe sind oberflächig (bis max. 15 cm unter Geländeoberfläche) vererdet.


Standorthistorie

Alle vier Moorarme waren noch während der ersten vegetationskundlichen Untersuchungen von Hueck (1925/26 (zit. nach Succow 1975), 1942) in den 1920er und 30er Jahren durch eine gehölzfreie Vegetation gekennzeichnet. Die charakteristische natürliche Vegetationsgesellschaft waren torfmoosreiche Fadenseggenriede mit vereinzelten kleinen Kiefern. In den Randbereichen befanden sich meist gehölzarme, torfmoosgeprägte Seggenriede, an manchen Stellen auch Erlenbrüche (Succow 1975). Ende der 1940er Jahre stellte Schlüter (1956) bereits eine zunehmende Bewaldungstendenz und gleichzeitige stärkere Ausbreitung von Niedermoorelementen bei größerer Trockenheit auf den Moorflächen fest. Ab 1950 war es zu einer starken Ausbreitung von Kiefern auf dem Moor gekommen. Bereits 1975 war die Krumme Laake, außer wenigen verbliebenen Freiflächen, bewaldet. Die fortschreitende Eutrophierung zeigte sich auch in einem zunehmenden Vordringen der Erle und anderer nährstoffliebender Pflanzen (Succow 1975, 1988).

Die Ursachen für den ökologischen Wandel sind vorrangig in dem Absinken der Grundwasserstände zu suchen (Schlüter 1965, Succow 1975, Zimmermann 1987, Linder 2002, Fischer 2012). Diese befanden sich Anfang des 20. Jh. noch auf durchschnittlich 33,2 m ü. NN, fielen aber schon in der ersten Hälfte des 20. Jh. und weiter bis in die 1980er Jahre um bis zu 1,2 m ab (Fischer 2012). Für die Entwässerung begünstigend wirkt die enge Koppelung von Grund- und Moorwasserspiegel, welche durch die nur unvollständige Abdichtung des Moores zu den Talsanden verursacht wird (Linder 2002). Zur negativen Grundwasserentwicklung trug wesentlich die Trinkwasserförderung an den Brunnengalerien des Wasserwerkes Friedrichshagen bei.

Durch die Entwässerung kam es zur systeminternen Eutrophierung (Linder 2002, Zak et al. 2009), welche möglicherweise durch den nach dem 2. Weltkrieg auftretenden Überstau der Moore mit Seewasser (Schlüter 1956) und die N-Düngung der umliegenden Forste per Flugzeug ab den 1060er Jahren (Succow 1975, 1988, Fischer 2012) beschleunigt wurde.


Bodenentwicklung

Die Grundwasserabsenkung führte zu pedogenetischen Prozessen, die in Mooren mit flurnahen Wasserständen nicht auftreten: Moorsackung und Verdichtung sowie sekundäre Zersetzung und Gefügebildung (Stegmann & Zeitz 2001).

Die resultierenden Degradierungserscheinungen des Moorbodens konnten in der Krummen Laake in allen Moorarmen nachgewiesen werden (Succow 1975, Zimmermann 1987, Fischer 2012 u. a.). Sackung, Schrumpfung und Torfschwund verursachten Höhenverluste des Moorkörpers. Dieser wird im westlichen Moorarm der Krummen Laake auf bis zu 80 cm geschätzt (Fischer 2012). Außerdem veranschaulichen die Quertransekte im östlichen (siehe Transekt) und südlichen Moorarm (bei Fischer 2012) mit ihrer konkaven Oberflächenform und sich am Rand „hochziehenden“ Moor- und Moorfolgeböden, dass es in den zentralen, tiefgründigen Bereichen zu den größten Höhenverlusten gekommen war. Die Transektdarstellung (siehe oben) zeigt weiterhin eine sekundäre Reliefierung auf der Mooroberfläche, die durch herausragende Wurzelstöcke besonders stark ausgeprägt ist. Im naturnahen Zustand waren lediglich kleinere Bulten, z. B. vom Scheidigen Wollgras (Eriophorum vaginatum), vorhanden (Hueck 1942).

Flach degradierte Oberbodenhorizonte sind in der Krummen Laake verbreitet, lokal zeigen sich reaktivierte Torfbildungstendenzen (Torfmoostorf). Es wurden vornehmlich vererdete Horizonte angetroffen, die durch ihr Krümelgefüge und einen sehr hohen Humifizierungsgrad gekennzeichnet sind. Die Mächtigkeit der degradierten Horizonte nimmt tendenziell vom Moorrand zum Moorzentrum hin ab, da die Ränder weniger auf die Entwässerung durch Sackung reagieren konnten (Fischer 2012 und eigene Transektaufnahme). Aus der Transektdarstellung geht jedoch auch hervor, dass die Mächtigkeit der Vererdung generell stärker schwankt. Der Grund ist die oberflächenstabilisierende Wirkung des Baumwurzelwerks, der im Wurzeltellerbereich die Moorsackung bei episodisch sinkenden Wasserständen trotz der großen Moormächtigkeit verhindert. Daher ist der Boden in den baumnahen Zonen stärker degradiert. Wo die vererdeten Horizonte ≥ 10 cm Mächtigkeit aufweisen, wurden die Bodentypen Übergangserdmoor (KVu) oder Normerdniedermoor (KVn) kartiert. Weiterhin kommen die Bodentypen Normniedermoor (HNn) und Übergangsmoor (HNu) vor, die auf naturnähere Standortbedingungen hinweisen.

Eine Besonderheit stellen die kartierten Bodentypen reliktisches Normerdniedermoor-Normniedermoor (rKV-HN) und Sapropel (JS) dar. Diese sind in Folge des leichten Wiederanstiegs der Grundwasserstände seit den 1990er Jahren im Zusammenwirken mit älteren bereits bestehenden Degradierungserscheinungen entstanden. Die Moorsackung und –verdichtung erzeugte besonders in der feuchten Jahreszeit und in nassen Jahren Überstautaueffekte bis hin zur Entstehung von temporären Flachgewässern auf den Torfhorizonten (vgl. Succow 1975, Stegmann & Zeitz 2001). Unter diesen Bedingungen konnten sich organische Gewässersedimente (Mudden) auf der Mooroberfläche ablagern. Die phasenhaften Überstaueffekte sind vermutlich dort besonders hoch, wo das Moor aufgrund von oberflächenstabilisierendem Gehölzbewuchs, starker Degradierung und/oder geringer Mächtigkeit den Großteil seiner Oszillationsfähigkeit verloren hat.