Langes Luch (Grunewald)

Schutzstatus

NSG; Natura2000

Ökologischer Moortyp (primär)

oligo- bis mesotroph-sauer

Ökologischer Moortyp (sekundär, aktuell)

eutroph-subneutral bis mesotroph-sauer

Hydrogenetischer Moortyp

Verlandungsmoor

Entwicklungszieltyp

Torfmoosmoor; Torfmoosmoor, bewaldet; Reichmoor

Moorfläche

Moormächtigkeit (Zentrum)

13,8 ha

10,0 m

Boden(-sub)typ(en), dominant

Normerdniedermoor; Sapropel

C-Speicher

[Corg]

  • gesamt
  • gefährdet
  • labil u. gefährdet
  • > 35.781 t  ≙  > 2.595 t/ha 
  • 3.295 t  ≙  239 t/ha 
  • 353 t  ≙  26 t/ha 

CO2-Speicher

[CO2-Äquivalente]

  • gesamt
  • gefährdet
  • labil u. gefährdet
  • > 131.316 t  ≙  > 9.523 t/ha 
  • 12.091 t  ≙  877 t/ha 
  • 1.295 t  ≙  94 t/ha 

Das Lange Luch liegt innerhalb der Grunewaldseenkette in einer glazifluvialen Schmelzwasserrinne im östlichen Grunewald eingebettet in Schmelzwassersande. Im Spätpleistozän bzw. frühen Holozän kam es in der limnischen Phase zur Sedimentation von Ton- und Schluffmudden an der Rinnenbasis. Anschließend wurden bis zu 5,55 m mächtige Leber- und Organomudden abgesetzt, auf denen sich ca. 2 m mächtige Radizellen- und Braunmoostorfe und darüber bis über 2 m mächtige Übergangsmoortorfe bildeten, deren Torfmoosanteil zur Oberfläche hin zunahm. Holztorfe wurden nicht gefunden.

Durch die Trinkwassernutzung war das Moor schon in der ersten Hälfte des 20. Jh. stark gesackt. Durch Zufuhr von schwermetallführendem und nährstoffreichem Fremdwasser, das die Grunewaldseenkette hydrologisch stützten sollte, kam es zu einem Überstau tief liegender, zentraler Moorbereiche. Nur eine kleine Fläche im Norden regenerierte sich wieder zu einem Torfmoosrasen. Diese ist durch seine große Mächtigkeit von 10 m besonders durch die Fähigkeit zur Rückquellung und Oszillation gekennzeichnet. Selbst 7,5 m tiefe Moorteile konnten nicht ausreichend auf diese Weise reagieren, sie zeigen in den oberen 30–40 cm des Profils Organomudden (siehe Profile Gll03; Gll08), die das System stark eutrophierten. In folgenden trockeneren Phasen wanderten hier Erlen ein, welche heute die Vegetation weitgehend prägen. Unter den Mudden sind schwachzersetzte Radizellen- und Torfmoostorfe zu finden. Der Charakter des Moorökosystems wurde aus der Folge von Moorsackung, Überstau und Muddebildung unter Fremdwasserzuführung radikal und quasi irreversibel verändert. Die flacheren Moorböden des westlichen Moorarms (max. 3,4 m) bewahrten trotz tiefgreifender Bodendegradierung infolge Entwässerung ihren mesotrophen Charakter, da sie nicht so stark sacken konnten und hier keine Überstausituation entstand.

Das Lange Luch ist bezüglich des Entwicklungszieltyps wegen seiner Größe und unterschiedlichen Boden- und Vegetationsausprägung differenziert zu betrachten. Für die anthropogen stark eutrophierten Moorteile, die von Erlenbruchwald oder -gehölzen eingenommen werden, ist eine Rückführung in einen nährstoffärmeren Zustand nicht denkbar; das Entwicklungsziel Reichmoor zielt auf die Erhaltung der eutrophierten Offenmoorbereiche, bei dem die Zurückdrängung der Erle und die Bewahrung der moortypischen Wasserstände mit Torfbildung und Stoffbindung im Vordergrund stehen. Die kleine Torfmoosrasenfläche im Nordteil sollte vor Gehölzaufwuchs geschützt und dauerhaft gesichert werden; für den zwar ehemals durch tiefgreifende Bodendegradierung, aber nicht von Überstau durch Fremdwasser betroffenen westlichen Moorarm ist ein nasser Birkenbruchwald das Ziel. Hier ist das Moor nicht so mächtig wie unter dem Torfmoosrasen (10 m) und kann Trockenphasen nicht effektiv mit Oszillation begegnen.

Schema
Legende

 

Bild von Moorschwund
Bild von Moorwachstum

Starker Moorschwund durch Moorsackung und Torfmineralisierung, dokumentiert durch den Moorforscher, der den tatsächlichen Moor-(boden-)rand markiert (links); Torfwachstum im Moorzentrum (LP-Gll) über einem Torf-Mudde-Mischsubstrat, das infolge anthropogener Wasserspeisung bei episodischem Überstau entstand (rechts).


Moorbodenkarte

Moorbodenkarte mit Aufnahmepunkten und Moormächtigkeit.