Lebensraumleistung


Die biologische Vielfalt bietet vielfältige Beiträge zu verschiedenen Ökosystem­leistungen (MA 2005). Sowohl Regulierungsleistungen (Klimaschutzleistung, Stofffilterleistung, Kühlungsleistung, Wasserretentionsleistung) als auch kulturelle und soziale Ökosystemleistungen (Erholungsleistung, Bildungsleistung, Naturerlebnisleistung) werden durch eine große biologische Vielfalt positiv beeinflusst (SenStadtUm 2012).

Bild Seggenried in der Bäkewiese

Um dieses Bündel an Ökosystemleistungen erfassen zu können, wird die Lebensraumleistung im Projekt Berliner Moore als „unterstützende Leistung“ bewertet. Diese ist an bestimmte Raum- bzw. Standortmerkmale des Moor-Lebensraumes gebunden. Der Grad der Naturnähe ist entscheidend für die Erfüllung dieser Leistungen und dient daher als wertgebendes Kriterium für deren Beurteilung.

Die Ökosystemleistung der biologischen Vielfalt wird im Projekt Berliner Moorböden als „Leistung“ gekennzeichnet, um die unmittelbare positive Wirkung auf das Wohlbefinden von Menschen zu betonen und zu kommunizieren. Letztendlich ist der große Wert der biologischen Vielfalt für den Menschen in der Fachwelt anerkannt, jedoch wird die „Leistung“ durch diesen Begriff nicht transportiert. In der Außenwirkung besteht die Gefahr, dass biologische Vielfalt weiter in der öffentlichen Wahrnehmung lediglich als Eigenwert und eben nicht als Nutzen für den Menschen wahrgenommen wird.

Der Begriff „Lebensraumleistung“ wurde gewählt, da er inhaltlich zielführend ist: Die Kombination von biotischen und abiotischen Raummerkmalen kennzeichnet die Qualität eines Moorökosystems als Lebensraum, die mit einer bestimmten potenziellen Artenausstattung verbunden ist. Dieser Ansatz ähnelt insofern den Zustandsstufen der FFH-LRT, bei deren Ermittlung neben der Artenausstattung auch Raummerkmale wie z. B. Wasserhaushalt oder Deckungsgrad/Verbuschung berücksichtigt werden. Das InVEST-Modell nennt jene Ökosystemleistung, die an die Biodiversität geknüpft ist, „spezifische Habitatqualität“ (Holfeld & Rosenberg 2013). Der Grundgedanke, mit drei Merkmalen die Qualität eines Lebensraumes bzw. Habitats zu beschreiben, entspricht dem Ansatz, der für die Berliner Moore gewählt wurde.

Die Bewertung des Moores als Lebensraum auf der Ebene der Biotoptypen hat den Vorteil, dass die notwendige Grundlage in Form der Biotoptypenkarte oft bereits vorliegt und so große Flächen erfasst werden können. Das Ergebnis hängt dann aber auch von Maßstab, Qualität und Aktualität der Kartierung ab. Da das Verfahren auf der Ebene der Lebensräume angesiedelt ist, kann keine Aussage über die konkrete Artenausstattung gemacht werden, jedoch über Standortpotenziale für die Planung bei der Formulierung von artbezogenen Entwicklungszielen. Dagegen fordert z. B. der projektbezogene Ansatz der MoorFutures zur Bewertung der „moortypischen Biodiversität“ die Bestimmung von „Arten, Artengruppen oder Gesellschaften“, um deren Entwicklung nach einer bestimmten Projektlaufzeit einzuschätzen (Joosten et al. 2013). Dieser Ansatz kann im Rahmen der Planung von Moorschutz-Projekten in Berlin über die Zielarten oder -gesellschaften ergänzend Anwendung finden, da er die Beurteilung der Lebensraumleistung auf der Zielarten-Ebene ergänzt.