Retentionspotenzial für den Landschaftswasserhaushalt


Durch Melioration sind viele Moore in Deutschland entwässert, dies wirkt sich auf die Grundwasserstände in ihren Einzugsgebieten aus. Zudem entstand über die Grabenentwässerung ein rascherer Gesamtabfluss aus der Landschaft. Wiedervernässung von Mooren kann zur Grundwasseranreicherung beitragen, wenn bei der Renaturierung ein Rückstaueffekt im Zustrombereich erreicht und der Abfluss verlangsamt wird (Joosten et al. 2013, Mauersberger 2010).

In Berlin fehlen aktive Meliorationsanlagen der Landwirtschaft. Durch die enge Einbindung der Berliner Moore in das Stadtgebiet sind Wasserretentionseffekte bei Wiedervernässung kaum relevant. Wegen der Siedlungsnähe und möglicher Gebäudeschäden durch regional ansteigendes Grundwasser wären diese in Berlin zudem oft problematisch (Verleger & Limberg 2013).

Die Berliner Moore leisten dennoch einen positiven Beitrag für den Landschaftswasserhaushalt: durch ihre Funktion als natürliche Wasserspeicher sichern sie auch in sommerlichen Trockenperioden moortypische kleinklimatische Verhältnisse, wirken positiv auf die biologische Vielfalt und damit – indirekt – auf den Menschen, dessen Wohlbefinden durch diese ‚Oasen‘ in der Stadt gefördert wird (SenStadtUm 2012).

Relevanz der Wasserretention von Mooren in sommerlichen Trockenperioden

In Berlin-Brandenburg gehören sommerliche Hitze- und Trockenperioden zum natürlichen Witterungsgeschehen (z.B. Sommer 2003). Nach Prognosen des Pik (2009) ist mit solchen extremen Witterungsereignissen im Zuge des Klimawandels häufiger zu rechnen. Trockenschäden infolge des „extremen Trockenjahres 2003“ sind z. B. für die Waldbäume in Berlin dokumentiert (SenGUV, S.17).

Mikroklima und Wasserretention in Mooren

Die Fähigkeit von Mooren, in Trockenphasen Wasser möglichst lange zurückzuhalten, ist essenziell für die Bewahrung des Feuchtgebietscharakters mit der standorttypischen Flora und Fauna. Hohe Wasserstände und typische Moorvegetation bewirken im Zusammenspiel gegenüber der Umgebung eine größere Verdunstung (Kühlungsleistung). Die Verdunstung nimmt bei Niedermooren mit sinkendem Wasserspiegel ab. Die Verdunstungskühlung und die vergleichsweise geringe Wärmeleitfähigkeit von Torfen führen zu wesentlich niedrigeren nächtlichen Temperaturen gegenüber der Umgebung. Am Tag sind die Unterschiede marginal. Die Zahl der Stunden pro Tag mit hoher relativer Luftfeuchtigkeit (> 97 %) ist im Niedermoor (6–14 h) im Vergleich zum terrestrischen Lebensraum (hier: Geest, 0–6 h) wesentlich größer (Eggelsmann 1990). Das Mikroklima nasser Moore wirkt sich in Trockenphasen positiv auf die Biozönosen des Moores und des unmittelbaren Einzugsgebiet aus, da Trockenschäden vermieden werden können (Luthardt 2014).

Besonders empfindlich sind viele Insektenarten der gehölzarmen Übergangsmoore, die auch im Sommer auf niedrige Nachttemperaturen angewiesen sind, u. a. wegen der Wasserversorgung aus der Taubildung (mündl. Mitt. Gelbrecht 2014). Auch viele Pflanzenarten der mesotrophen Übergangsmoore (sauer bis kalkreich) sind durch andauernde Trockenphasen stark bedroht, da sich bei abgesenkten mittleren Wasserständen konkurrenzstärkere Ersatzgesellschaften etablieren können (Clausnitzer & Succow 2001). Die Wasserretention eines Moores ist so gesehen ein Selbstzweck zu dessen Systemerhaltung.

Bodeneigenschaften und Wasserretention in Mooren

Pedogen nicht veränderte Torfe besitzen ein großes Porenvolumen, i. A. eine günstige Bodenstruktur für den kapillaren Aufstieg und die Fähigkeit zur Rückquellung bei Wiederbefeuchtung der Torfe. Dagegen wird die Speicherung von Niederschlagswasser in entwässerten Horizonten behindert. Zum einen können dichte, plattige Schichten, die mit Stauwasserbildung einhergehen, die Infiltration verhindern, zum anderen leiten Schrumpfungsrisse (Ht-Horizont, siehe Ad-hoc-AG Boden 2005) und Aggregatgrenzen (Ha-Horizont, siehe Ad-hoc-AG Boden 2005) degradierter Niedermoore Regenwasser sehr schnell ab. Die Bodenpassage der degradierten Horizonte wird ohne dauerhafte Auffüllung des Porenraumes vom Sickerwasser rasch überbrückt (Zeitz 2001). Die Wasserretention ist dadurch stark eingeschränkt. 


wasserretention

Wirkungspfade für eine positive Beeinflussung der biologischen Vielfalt bei einer guten Wasserretentionsleistung eines Moores.